Nachschlag bzw. -tritt

Rundmail an alle beteiligten KünstlerInnen vom 1. November 2008

Aus für Kunst bei den Apfeltagen in Ammersbek?

Als ich es anfang 2007 übernahm, die Kunst bei den Apfeltagen zu koordinieren und zu organisieren, ging es mir darum, zum einen eine gute, künstlerisch anspruchsvolle Ausstellung zu machen – aber auch mehr Kunst zu ermöglichen, eine breitere Rezeption dafür zu schaffen und die Arbeitsbedingungen insgesamt zu verbessern. Ich glaube, das ist mir für 2007 und 2008 auch ganz gut gelungen.
In 2007 waren rund 10 KünstlerInnen in einer völlig neuen Umgebung (die es erstmal kennen zu lernen galt) beteiligt – einige wenige davon auch musikalisch. Alle Beteiligten erhielten erstmalig eine Unkostenpauschale und es gab einige Presseberichte in größtenteils regionalen Blättern. In 2008  wurden zwei Ausstellungen mit doppelt soviel KünstlerInnen durchgeführt, es gab wieder Musik – und auch Literatur, Film und Theater. Die Presse berichtete – nach 2 Lokalterminen – bis kurz vor den eigentlichen Apfeltagen in wesentlich mehr Artikeln – auch z.T. überregional – und es gab ein NDR-Interview. Alle Teilnehmer erhalten wieder eine Aufwandsentschädigung, z.T. in doppelter Höhe (2 Ausstellungen), außerdem wurden Kunstpostkarten mit Motiven der Ausstellung von 2007 in beachtlicher Auflage gedruckt. Das wurde nicht zuletzt möglich durch gute und mehr und mehr persönlich intensive Zusammenarbeit mit den beiden Veranstaltern der Apfeltage bzw. deren leitenden Vertretern, Ulrich Kubina (BUND) und Thomas Schönberger (Umwelthaus am Schüberg/Nordelbische Landeskirche). In 2008 ergaben sich dann auch noch Kontakte zum Ammersbeker Verwaltungschef, zum Ammersbeker Bürgerverein (Jens Harksen – sehr gute Zusammenarbeit!), zum Ammersbeker Kulturkreis sowie zu Axel Richter, dem "Hauskünstler" beim Haus am Schüberg.
Insgesamt also eine durchaus positive Bilanz.

Um so mehr hat es mich überrascht und erschreckt, als mir in der Abschlußbesprechung am 7. Oktober (lange Sitzung, letzter Tagesordnungspunkt) auf nicht gerade freundliche Weise eröffnet wurde, daß die "Zusammenarbeit" mit mir und der Kunst ("in der bisherigen Form" ?) nicht fortgesetzt werden sollte. (Anm. 1)

Ich/wir waren offenbar zu gut. Und zu anspruchsvoll?

In der Tat: mir wurde bescheinigt, das Optimum für die Kunst herausgeholt zu haben. Offenbar zum Nachteil der Apfeltage, wie verlautete, und deren Organisatoren? Denn: annähernd 10 % des Gesamtetats der Apfeltage für die Kunst – das sei nun wirklich zuviel – wurde mit einigem Entsetzen festgestellt. (Alle Ausgaben für die Kunst waren natürlich vorher abgesegnet worden.) Und: obwohl es noch im August in einer Pressemitteilung hieß, Äpfel und Kunst/Kultur gehörten traditionell zusammen – und überhaupt: die Kunst sei eine der drei tragenden Säulen der Apfeltage – hieß es jetzt: der Apfel  braucht die Kunst nicht (mehr).
Vermutlich war der Auslöser für diesen Stimmungswandel eine E-mail von mir in den letzten Augusttagen (alle beteiligten KünstlerInnen erhielten eine Kopie), die einige kritische Anmerkungen zu Promotion und Dokumentation der Kunst enthielt, als nämlich der drive und die gute Zusammenarbeit für die Kunst plötzlich zu kippen begann, – meine Pressemitteilungen wurden zensiert, die KünstlerInnen erhielten nicht wie versprochen die Originale der Presseberichte –  die Kunst in die sattsam bekannte Randposition gedrängt wurde – Marginalisierung heißt das auf deutsch. Und so kam es dann auch (vgl. hierzu den Schlußartikel zu den Apfeltagen im Heimat-Echo, Anm. 2). Die Reaktion auf meine Kritik wurde bis zum Oktober unterdrückt und entlud sich beleidigt und beleidigend auf schwer nachvollziehbare und widersprüchliche Weise. ("Und wenn das jetzt den Bruch bedeutet, läßt sich das nicht ändern." Th. Schönberger)
Nämlich: als alles gesagt war (wir wollen Dich/Euch nicht mehr und wir brauchen die Kunst auch nicht mehr), hieß es dann auch wieder: "…die Tür bleibt offen, Ihr könnt das Gelände nach wie vor haben, macht Eure Ausstellung – aber macht sie allein, organisiert alles selbst, macht Eure eigene Promotion und Pressearbeit, treibt das von Euch benötigte Geld selbst auf – von uns bekommt Ihr es nicht mehr, wo bleibt Euer Idealismus?  – und haltet uns (die Apfeltage) aber auf dem Laufenden, was Ihr da vorhabt. Wir wollen Ko-operation, nicht Integration. "

Was heißt nochmal Kooperation? Zusammenarbeit (s.o. !?) – oder Kontrolle?

Kein weiterer Kommentar. (Anm. 3)

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Anm. 1) Verlief ziemlich genau so wie die erste Szene von "Burn After Reading", dem neuesten Werk der Coen Brothers. Recht sehenswert, auch lustig. Besonders John Malkovich in der Hauptrolle. Geht in diesem Zusammenhang in Ordnung, da ich seiner in meinem Gedicht "In the South Seas" schon gedacht habe. Obwohl – Bruce Myers hätte das auch gut gemacht, denke ich. – Sehenswert besonders die OFmU – und leicht verständlich, denn der Soundtrack besteht fast nur aus einem Wort mit vier Buchstaben, das mit "f" anfängt. Auch deswegen dachte ich an Bruce Myers und seine Rolle in "L’homme qui/The Man who (took his hat for his wife)", Peter Brook Productions. Spielt in einer psychatrischen Anstalt. Womit wir wieder bei den Apfeltagen wären.

Anm. 2) Der wichtigste Satz aus diesem von uk hoch gepriesenen Artikel: "Äpfel probieren, Saftproben kosten, Pflanzen auswählen und am Rande der Veranstaltung auch ein wenig Kunst betrachten, das waren die Ammersbeker Apfeltage."

Anm. 3) Den Kommentar hat mir freundlicherweise Frau Heidenreich abgenommen – kurz bevor sie vom ZDF gefeuert wurde – nachzulesen in der FAZ am So vom 19.10.: "…Ich werde gescholten wegen des zu aggressiven Tons meiner Kritik. Ich gebe zu, das war scharf, aber es war auch  nötig, denn wo keine Funken fliegen, brennt nichts … Wir sind hier nicht in einer privaten Wurstfabrik, und ich bin nicht die Böse, die die Mettbrötchen verunreinigt hat …ich will Anerkennung für meine Arbeit … der nette Ton nutzt gar nichts." Danke, Frau Heidenreich.

Sonst noch was?
Ach ja, 3. Oktober 2008 – KULTURNation BRD. End of message. Full stop.

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